Nephiel und der Puppenspieler

Unterhaltung zwischen Jester Hoffmann und Nephiel

 

„Bist du ein Engel? Ist die Zeit gekommen?“ Nephiel atmet unsagbar schwer aus und seufzt:

„Ich warte schon so lange.“

 

„Wer weiss.“ Jester geht gut zehn Meter hinter ihm in die Knie und beginnt mit drei Stoffbällen zu jonglieren. Nephiel dreht sich nicht um. Er blickt vor sich in die Dunkelheit und spricht mit Gleichgültigkeit: „Was willst du?“

 

„Oh es geht nicht darum was ich will.“ Jester spricht schnell und mit leicht arrogantem Unterton: „Es geht darum, was DU willst!“ Er kichert zurückhaltend.

 

„Lass mich in Ruhe.“ Erneut atmet Nephiel schwer aus.

 

„Aber ich möchte doch ein bisschen plaudern!“ Leichter Nebel kommt auf und Jester wirft die Bälle hoch in die Luft. Nephiel hebt seine rechte Hand auf Schulterhöhe, worauf hin die Stoffbälle zerfleddern und in Fetzen zu Boden fallen: „Lass mich in Ruhe oder du stirbst.“

 

„Was sie dir angetan haben war nicht fair. Sehnst du dich nicht nach Gerechtigkeit?“ Jester steht auf und nähert sich Nephiel, dieser steht abrupt auf: „Es reicht!“ Der Mann im Narrenoutfit zerfetzt in tausend Teile, doch fallen die Fetzen nicht zu Boden. Sie verwandeln sich in blaugrauen Dunst und sammeln sich hinter Nephiel. Das Lachen des Clowns hallt allgegenwärtig umher:

„Ich meine es doch nur gut mit dir!“

 

Nephiel dreht sich überrascht um und zerreisst ihn erneut: „Lass mich in Ruhe!“

 

Jester manifestiert sich wieder und hockt sich auf einen Felsen neben Nephiel: „Du hattest genug Ruhe. Es ist Zeit zu handeln.“ Er lacht erneut, als der Felsen unter ihm zu Kies zerberstet und ihn in Nebel auflöst. Nephiel wird wütend: „Du hast nicht die geringste Ahnung wer ich bin!“

 

Jester macht lachend einen Handstand und jongliert mit den Füssen ein paar Steine:

„Dann sag’s mir. Wer bist du denn?“

 

Nephiel greift nach Jester und zerreisst ihn mit beiden Armen in der Luft: „Ich bin Nephiel! Ausgestossener von Seraphis und Herrscher über den Devil’s Ground. Wer mich erzürnt hat unweigerlich zu sterben!“

 

Jester provoziert ihn weiter indem er kleine Akrobatikstücke auf Nephiel‘s Hörnern macht:

„Ich würde dich doch nie erzürnen wollen!“

 

„Genau das, machst du aber!“ Er greift nach ihm und reisst ihm ein Bein ab, worauf er sich wieder in Nebel auflöst.

 

„Mit deiner Macht sollte es doch ein Leichtes sein Seraphis für dich zu beanspruchen. Wieso tust du’s nicht?“

Nephiel beruhigt sich ein wenig, setzt sich genervt wieder hin und seufzt: „Wenn wir reden. Lässt du mich dann endlich in Ruhe?“

 

Jester manifestiert sich vor ihm und setzt sich auf den Boden: „Schon möglich.“

 

Nephiel zuckt ungeduldig mit den Fingern: „Sag was du willst.“

 

„Ich? Ich will doch gar nichts. Ich hab mich nur gefragt, warum du hier bist.“ Jester erzeugt drei neue Stoffbälle aus den umherziehenden Nebelschwaden und beginnt wieder zu jonglieren.

 

„Ich bin hier, weil ich nicht das reine Blut der Engel habe.“

 

„Das ist mir schon klar, aber solltest du dann nicht eigentlich tot sein?“ Jester kichert gruselig.

 

„Sagen wir einfach. Ich hatte Glück.“

 

„Das reicht mir nicht als Antwort.“ Jester wirft ihm einen Ball an den Kopf, worauf dieser zerplatzt. Nephiel wird böse: „Mach das noch einmal und mein Zorn wird auf dich niederbrennen!“

 

Jester lacht: „Oh das klang aber bedrohlich! Lass mich raten. Du hast alle getötet die dich hinrichten sollten, stimmt‘s?“

 

Nephiel deuten ein Nicken an, worauf der Clown wieder lacht: „Du hast also einfach mal ein paar Engel gekillt und jetzt wartest auf Wiedergutmachung? Du bist schon ziemlich bescheuert, was?“

 

Jester zerfetzt es wieder in Nebel und Nephiel brüllt: „Du hast doch keinen blassen Schimmer!“

 

Der Nebel verdichtet sich in feine Wölkchen und umgarnen Nephiels Kopf: „Du bist niemandem Rechenschaft schuldig. Aber die Engel schulden sie dir!“

 

„GENUG!“ Nephiel stellt sich hin und hebt die Arme. Im Umkreis von hunderten Metern bebt die Erde und alle Felsen zerbröseln unter Getöse zu feinem Kies. Selbst die Wolken verschwinden und der Nebel zieht ab.

 

Nephiel steht in mitten der zerstörten Umgebung und geht auf die Knie. Einige Sekunden vergehen, als er seinen Kopf hebt und vor Verzweiflung in den Himmel brüllt.